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20. August 2011 / 10:11 Uhr

Loverboys: Neue Form der Zwangsprostitution auch in Österreich?

RotlichtviertelDie Loverboymethode ist auch in Österreich nicht unbekannt. Das ergaben die Beantwortungen parlamentarischer Anfragen freiheitlichen Frauensprecherin Carmen Gartelgruber durch Justiz- und Innenministerium. Gerade diese Form der Zwangsprostitution stellt dabei die Polizeibehörden vor besondere Herausforderungen. Da die Zuhälter zunächst eine starke emotionale Bindung zu den jungen Frauen aufbauen und eine Liebesbeziehung vortäuschen, sehen sich diese zunächst nicht als Opfer. Selbst wenn es zur Anwendung von Gewalt kommt, haben die Opfer teils große Scheu, gegen ihre Peiniger auszusagen.

Caren Gartelgruber

Caren Gartelgruber

FPÖ-Frauensprecherin Carmen Gartelgruber erkundigte sich über die
Loverboy-Zwangsprustitution in Österreich.
Foto: Unzensuriert.at

Neben der engen Bindung an den Täter befürchten die Frauen, dass ihnen nicht geglaubt werde, da sie zu Beginn der Beziehung die Prostitution teilweise freiwillig ausgeübt haben, um so die finanzielle Basis für ein gemeinsames Leben zu schaffen. Deswegen seien Aufklärung sowohl der zuständigen Exekutivbeamten als auch der Öffentlichkeit und der Prostituierten für das Innenministerium besonders wichtig. Auch Gartelgruber schlägt in eine ähnliche Kerbe. Bisher sei über dieses Phänomen noch wenig bekannt, die Täter könnten so im Dunklen agieren. Da die schleichende Entfremdung der Opfer von ihren Familien und ihrem sozialem Umfeld ein wichtiges Element dieser Verbrechen sei, bedürfe es verstärkter Information. Viele Eltern würden erst merken, was passiert, wenn es zu spät sei. Dem müsse man entgegenarbeiten, meint Gartelgruber.

Rotlichtviertel

Rotlichtviertel

Junge Mädchen verschwinden in den Rotlichtvierteln, wenn sie in die
Fänge eines Loverboys geraten sind.
Foto: Rungbachduong / Wikimedia

Wie aktuell das Thema ist zeigt ein kürzlich bekannt gewordener Fall aus Deutschland. Eine 15jährige aus Schleswig Holstein geriet in die Fänge eines 26 jährigen Loverboys. Das junge Mädchen dürfte den polizeibekannten Pakistani mit Verbindungen zum Rotlichtmilieu über die Internetplattform Facebook kennengelernt haben. Nachdem sie im Mai 2011 verschwand, fand ihre Mutter in den Unterlagen der Tochter Notizen über Preise für sexuelle Dienstleistungen sowie eine Mobiltelefonnummer. Einer Journalistin gelang es, die Abgängige auf einer Internetplattform für Sexdienste ausfindig zu machen. Am 3. August konnte sie von der Kriminalpolizei in Gewahrsam und ihrer Mutter übergeben werden, die sie in die Jugendpsychiatrie brachte, um mit dem Erlebten fertig zu werden. Gegenüber der Polizei hatte die 15jährige geschwiegen, ebenso wie der 46 jährige, mehrfach vorbestrafte Besitzer der Wohnung, in der ihre Dienste angeboten wurden. Bereits zwei Tage nach ihrer Auffindung floh sie wieder zu ihrem Loverboy. Am 11. August holte die Polizei sie dann aus der Wohnung des Pakistanis.

Laut der pensionierten Polizeikommissarin Bärbel Kannemann von der Stiftung Stoploverboys.nu, die Opfern von Loverboys hilft, zeige dieser Fall, wie sich Loverboys junge Mädchen „durch ausgeklügelte Mechanismen von Macht und Kontrolle, Drogen und Alkohol hörig“ machten.

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